Klingt geheimnisvoll. G.M. of Guitar. Keine Idee, was sich hinter den Buchstaben G.M. verbergen könnte? Ganz einfach: G.M. gleich German Masters.
Deutsche Meister der Gitarre? Ein bisschen dick aufgetragen? Im Grunde nicht, obwohl sich die vier G.M., also Helmut „Joe“ Sachse, Uwe Kropinski, Gerhard „Charlie“ Eitner und Jürgen Heckel, selbst gar nicht als solche sehen (wollen). Und schon gar nicht als DIE G.M., denn es gibt natürlich noch einige mehr.
Aber mal ehrlich, diese vier Namen stehen für eine Musiker-Generation (Jahrgänge 1948, 52 und 55), die dem Jazz - insbesondere in der DDR - unverwechselbare, singuläre musikalische Handschriften gegeben hat und noch immer gibt - inzwischen in ganz Deutschland und darüber hinaus. Das geht gar nicht ohne „Meisterschaft“ auf dem Instrument.
Diese vier G.M. of guitar finden nun erstmals in einem gemeinsamen Konzert auf der Bühne zusammen! Nicht gezählte Stunden des Übens, unzählbare gerissene Saiten und gefahrene oder geflogene Reisekilometer liegen hinter ihnen. Kleine und große Konzertbühnen, Hallen und Kaschemmen, mal viel mal wenig Publikum, schlecht und gut bezahlte Gigs - kurz: vier gelebte Jazz-Musiker-Leben. Addiert über 200 Jahre Jazz.
Die Einflüsse anderer Gitarristen waren vielschichtig. Charlie Christian, Derek Bailey, Wes Montgomery, Pat Martino, John McLaughlin, Jimi Hendrix, Pat Metheny, John Scofield, Larry Coryell, Paco de Lucia und viele andere haben auf verschiedene Weise ihre Spuren im Spiel von „Joe“, Uwe, „Charlie“ und Jürgen hinterlassen und schließlich dazu beigetragen, dass vier sehr individuelle musikalische Handschriften gewachsen sind. Blues, Rock, Flamenco, Jazz, Pop. Alles ist aufgehoben im Spiel der vier Musiker. Oft fließen diese Ströme ineinander oder verästeln sich in ein großflächiges Delta. Mal dominiert das Gewässer mit reißenden Stromschnellen, mal der still und friedlich dahingleitende Fluss.
Helmut „Joe“ Sachse ist der „freieste“ Spieler der vier G.M., aber die Freiheit seines Spiels gründet sich auf ein lebendiges Geschichtsbewusstsein, auf dem intensiven Studium seiner Meister. Sachse ist nicht denkbar ohne seine Liebe zum geschriebenen Wort von Tucholsky, Morgenstern, Kishon … Nicht ohne seinen Schraubenzieher (der eigentlich Dreher heißt) und ohne seinen Gitarrenkoffer, der insbesondere in Solo-Konzerten zum Metrum wird.
Gerhard „Charlie“ Eitner verbindet in seinem Spiel Kraft und Energie mit Sensibilität. Er kommt vom Rock bzw. Jazzrock. In den 1970er und 80er Jahren waren die Bands „Fusion“, „Unit“ oder die „Blechband“ von Hannes Zerbe seine musikalische Heimat.
Seine Musik, die immer dem Gestus des Songs verpflichtet ist, bewegt sich heute im Spannungsfeld zwischen Blues-Roots, Kammermusik, Folk, Soul und Jazz.
Uwe Kropinski ist als Gitarrist ein Solitär. Auf oft atemberaubende Weise verschmilzt er die Jazzgitarre mit mediterraner Gitarren-Tradition. Der Korpus seiner Gitarre wird zum Perkussionsinstrument. Er spielt so virtuos, dass man denkt, mindestens zwei Musik zu hören. Auch für Uwe spielt das gesprochene Wort eine wichtige Rolle. In Konzerten spielt er nicht nur Gitarre, er rezitiert neben eignen auch Texte von Texte von Rilke, Eichendorff und Benn.
Jürgen Heckel wurde mit dem Gitarren-Virus durch die Musik von Carlos Santana, John McLaughlin und Weather Report infiziert. Unter diesem Einfluss gründete er 1978 die Band BAJAZZO, die in den 1980er Jahren eine der meist beschäftigten Bands der DDR war und bis heute die Spielwiese für Jürgens musikalische Ideen ist. Als Produzent arbeitet er mit Musikerinnen und Musikern unterschiedlichster Couleur zusammen.
Nun gehen die vier also gemeinsam auf die Bühne:
Helmut „Joe“ Sachse, Uwe Kropinski, Gerhard „Charlie“ Eitner und Jürgen Heckel.
Jeder wird solistisch spielen, aber es wird auch unterschiedliche „alte“ und „neue“ Duo-Konstellationen geben. Und natürlich einen Part im Quartett!
Eben ein Gipfeltreffen der „G.M. of guitar“!
Ulf Drechsel